Der Wohlfahrtfonds im Dialog

Im folgenden Artikel geben wir Ihnen eine Einblick darüber wie der Wohlfahrtsfonds arbeitet, wer ihn verwaltet und stellen Ihnen den Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses, Michael Lazansky vor.

Der Wohlfahrtsfonds bietet seinen Mitgliedern verschiedene Leistungen. Zu diesen zählen eine Alters- und Invaliditätsversorgung sowie eine Witwen- oder Witwerversorgung beziehungsweise Versorgung von Hinterbliebenen einer eingetragenen Partnerschaft. Er bietet zudem Unterstützung für Waisen sowie für Kinder von alters- oder invaliditätsversorgten Mitgliedern. Verwaltet wird der Wohlfahrtsfonds vom Verwaltungsausschuss. Dieser besteht in Summe aktuell aus 19 Mitgliedern, an deren Spitze seit Juni 2021 Michael Lazansky steht. Das Magazin Ärzt*in für Wien hat Michael Lazansky für ein Interview getroffen.

Foto: Stefan Seelig

Ärzt*in für Wien: Herr Dr. Lazansky, können Sie uns einen Überblick über die Arbeit des Verwaltungsausschusses des Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer geben und welche Rolle spielen Sie als Vorsitzender dabei?

Lazansky: Der Verwaltungsausschuss ist ein sogenanntes Kollegialorgan, was bedeutet, dass die Entscheidungen gemeinsam in Mehrheitsentscheidungen getroffen werden. Wir arbeiten im Verwaltungsausschuss daher eng zusammen und bereiten uns intensiv auf die Sitzungen vor. Das heißt, wir stimmen die Themen vorher ab, um sicherzustellen, dass wir bei den Sitzungen effektiv arbeiten. Es gibt keine bestimmte Gruppe oder Fraktion, die Themen und Entscheidungen dominiert – es geht um Zusammenarbeit. Wir diskutieren und bearbeiten alle Ideen, die von den Mitgliedern des Ausschusses eingebracht werden.

Als Vorsitzender ist es dann meine Aufgabe, die verschiedenen Vorstellungen und Vorschläge der 19 Verwaltungsausschussmitglieder zu koordinieren und in eine beschlussfähige Form zu bringen. Dabei spielen rechtliche Aspekte und mögliche Nebeneffekte eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass unsere Entscheidungen auch nachhaltig und effektiv sind. Diese koordinierende Rolle macht mir Spaß, da ich dadurch eine Vielzahl von Blickwinkeln und Ideen kennenlerne und gegeneinander abwägen muss. Unsere Tradition ist es, dass alle Mitglieder des Ausschusses mitgenommen werden und wir Entscheidungen auf möglichst konsensualer Basis treffen.

Ärzt*in für Wien: Wie setzt sich der Verwaltungsausschuss zusammen beziehungsweise wer sind diese 19 Mitglieder?

Lazansky: Die Zusammensetzung hängt natürlich vom Wahlergebnis ab. Zuerst wird nach jeder Kammerwahl von der sogenannten Erweiterten Vollversammlung die Größe des Verwaltungsausschusses bestimmt. Dann wählen die Vollversammlung beziehungsweise das zuständige Gremium der Landeszahnärztekammer für Wien ihre jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter in den Verwaltungsausschuss. Dabei kommt ein Listenwahlrecht ähnlich jenem bei der Nationalratswahl zur Anwendung, das sicherstellen soll, dass auch Oppostionsgruppen, die nicht der Kammerregierung angehören, ausreichend vertreten sind.

Die Erweiterte Vollversammlung selbst besteht aus 90 Vertreterinnen und Vertretern der Wiener Ärztekammer und 10 Vertreterinnen und Vertretern der Landeszahnärztekammer für Wien. Es ist wichtig, dass möglichst alle Gruppen, die bei der Wahl angetreten sind, vertreten sind. Im Wesentlichen geht es darum, die Interessen aller Ärztinnen, Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte zu berücksichtigen und keine Gräben aufzureißen oder Gruppen zu bevorzugen. Wir achten darauf, dass auch Gegenpositionen oder Minderheiten beachtet werden. Es kann jedoch schwierig sein, wenn es um Themen wie Erhöhungen oder Reformen des Beitragswesens oder der Leistungen geht, da einzelne Gruppen sich möglicherweise nicht vollständig vertreten fühlen. Letztendlich hängt alles davon ab, wie die Vertretungen zusammengesetzt sind.

Ärzt*in für Wien: In welcher Form sind im Verwaltungsausschuss die verschiedenen Arztgruppen vertreten und wie werden deren Interessen berücksichtigt?

Lazansky: Im Verwaltungsausschuss sind eigentlich alle Arztgruppen vertreten, jedoch gibt es eine Gruppe, die etwas schwieriger zu berücksichtigen ist – die Pensionistinnen und Pensionisten, da diese Gruppe nur inhomogen und nur dann vertreten ist, wenn neben dem Bezug einer Pensionsleistung noch eine ärztliche Tätigkeit ausgeübt wird. Das vom Kammervorstand eingerichtete Referat für ärztliche Seniorinnen und Senioren spielt daher hier eine wichtige Rolle. Es war mir persönlich ein großes Anliegen, dass der aktuell gewählte Vertreter dieses Referats jemand ist, der auch einen Bezug zum Verwaltungsausschuss hat. Kollege Jörg Hofmann ist im Moment Vorsitzender dieses Referats und zugleich Mitglied des Verwaltungsausschusses. Es ist wichtig, die Interessen der Seniorinnen und Senioren immer im Blick zu behalten, da sie eine wichtige Personengruppe darstellen.

Eine Anspruchsgruppe, die zum Beispiel auch im Verwaltungsausschuss prominent vertreten ist, ist die Gruppe der Turnusärztinnen und Turnusärzte. So gibt es auch im Vorsitzendenteam zwei Mitglieder aus der Sektion Turnusärzte.

Ärzt*in für Wien: Noch eine Frage zum Verwaltungsausschuss: Wie oft treffen sich die Mitglieder und welche Themen stehen da so auf der Tagesordnung?

Lazansky: Der Verwaltungsausschuss trifft sich in der Regel alle zwei Monate, mit Ausnahme der Sommerpause im Juli und August. Die Tagesordnung umfasst verpflichtende Punkte, wie die Zuerkennung von Leistungen und die Bearbeitung von Anträgen der Mitglieder. In einem weiteren Block geht es um organisatorische Rahmenbedingungen, wie die Vermögensverwaltung, einschließlich der Verwaltung von Immobilien, Aktien und Anleihen. Auch die Hauptdienstleisterin, die Concisa AG wird besprochen, um etwaige Probleme und Änderungsbedarf zu identifizieren.

Schließlich werden auch Reformvorhaben besprochen, das ist letztlich dann das Spannende, wenn die politischen Vertreterinnen und Vertreter der Gremien ihre Ideen für Änderungen der Satzungs- und Beitragsordnung einbringen können.

Ärzt*in für Wien: Wie werden Entscheidungen getroffen, können Sie uns dazu noch mehr sagen?

Lazansky: Wir entscheiden im Verwaltungsausschuss mit einfacher Mehrheit. Grundsätzlich kann man sagen, dass dem Verwaltungsausschuss eine verwaltende Aufgabe zufällt. Hier werden Dinge beschlossen, die das unmittelbare Tagesgeschäft betreffen, wie etwa die Freigabe von Geldern für Sanierungen von Immobilien des Wohlfahrtsfonds oder Änderungen in der Vermögensverwaltung. Damit allerdings am Tag der Sitzung Dinge nicht einfach unvorbereitet zur Abstimmung gebracht werden, bereiten wir diese im sogenannten Vorsitzendenteam vor. Teil dieses Vorsitzendenteams sind neben mir noch mein 1. Stellvertreter aus der Zahnärztekammer für Wien, Kollege Ozren Marković, sowie drei weitere Stellvertreterinnen beziehungsweise Stellvertreter aus der Ärztekammer für Wien.

Änderungen, die die Beitragsordnung oder Satzung des Wohlfahrtsfonds betreffen, werden im Verwaltungsausschuss erarbeitet und als Empfehlung an die Erweiterte Vollversammlung weitergeleitet, die zweimal im Jahr tagt. Dort müssen wir die Mehrheit überzeugen, um Änderungen in den Rechtsgrundlagen durchzusetzen und zu beschließen. Es ist wichtig, dass wir nicht kurzfristig denken und uns Zeit nehmen, um Entscheidungen vorzubereiten, damit diese auch sinnvoll sind. Wir bedienen uns Dienstleistern wie Juristinnen, Juristen, Wirtschaftsexpertinnen und Wirtschaftsexperten, um bei der Vermögensverwaltung und ähnlichen Themen professionelle Vorschläge zu erhalten. Die Tagesordnung der Sitzung ist immer umfangreich und die Sitzung an sich dauert dann mehrere Stunden, um alle relevanten Themen abzudecken.

Wir beginnen im Moment immer um 18.00 Uhr und das geht dann teilweise bis 23.00 Uhr. Manchmal war es sogar noch länger. Das ist aber eigentlich mit diesen Materien, mit denen wir uns beschäftigen, nicht mehr vereinbar. Deshalb haben wir als Gremium jetzt beschlossen, früher zu starten, einerseits damit wir alle noch frisch vom Tag sind und nicht übermüdet in der Sitzung erscheinen. Aber andererseits natürlich auch, um niemanden abzuschrecken, sich als Funktionärin beziehungsweise Funktionär zu melden.

Ärzt*in für Wien: Themenschwenk: Was sind so die wichtigsten Herausforderungen, mit denen der Wohlfahrtsfonds im Moment konfrontiert ist und wie werden diese bewältigt?

Lazansky: Eine der wichtigsten Herausforderungen für uns als Verwaltungsausschuss ist es, den Wohlfahrtsfonds nachhaltig und über Generationen stabil zu halten, damit unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Mitgliedern erfüllt werden können und unser Geld in Form von Leistungen für sie zugänglich bleibt. Demografische Veränderungen sind dabei ein wichtiger Faktor, da wir wissen, dass viele Babyboomer jetzt in den Ruhestand gehen. Die Lebenswege unserer jungen Kolleginnen und Kollegen sind nicht mehr so statisch wie früher, indem sie ihre Berufstätigkeit in Wien beginnen und dort bis zur Pension bleiben. Dies bedeutet auch, dass wir mit unseren Leistungen und Einnahmen diese Fluktuationen und Veränderungen im Auge behalten müssen.

Eine der größten Herausforderungen ist derzeit auch die Digitalisierung, da wir noch immer sehr „papierlastig“ arbeiten. Wir wollen hier zukünftig eine Digitalisierung der Prozesse voranbringen, sodass Mitglieder einen besseren Einblick in ihre Daten erhalten können. Wir möchten unsere Prozesse modernisieren und ein modernes Kundenportal einführen, um nicht nur für unsere Verwaltung die Arbeit zu erleichtern, sondern um auch für unsere Mitglieder den Zugang zu vereinfachen. Dies ist eine Herausforderung für uns als Verwaltungsausschuss, aber auch für die Standesvertretung, die unsere Ärztinnen und Ärzte auf ihren Berufswegen begleitet.

Ein weiterer Punkt ist die Kommunikation mit unseren Mitgliedern, auf die wir in der Vergangenheit bestimmt zu wenig Augenmerk gelegt haben. Wir haben im Gremium beschlossen, hier mehr Informationen zur Verfügung zu stellen. Wir merken, dass dies auch eine interne Umstellung erfordert, insbesondere was unsere Vermögensverwaltung betrifft.

Im Moment gehen wir auch das Thema „Ruhensbestimmungen“ an, welches für viele Pensionistinnen und Pensionisten von großem Interesse ist: Wie kann ich weiterarbeiten, wenn ich das Pensionsalter erreicht habe und auch schon eine Leistung aus dem Wohlfahrtsfonds beziehen möchte? Das sind wichtige Fragen, die wir ansprechen und klären möchten.

Ärzt*in für Wien: Wie und wo können sich Mitglieder über die Aktivitäten, die der Wohlfahrtsfonds plant und umsetzt, informieren?

Lazansky: Eine der Hauptquellen der Information ist natürlich der eigene Jahresbericht des Wiener Wohlfahrtsfonds, der seit 2023 erstellt wird. In der Vergangenheit wurde der Wohlfahrtsfonds als ein Kapitle im Wahrnehmungsbericht der Ärztekammer für Wien geführt. Aktuell gibt es auch regelmäßige Beiträge über den Wohlfahrtsfonds in Ärzt*in für Wien.

Der Wohlfahrtsfonds plant, diese Informationsverteilung allerdings immer weiter zu verbessern und strukturierter zu gestalten, indem regelmäßig wiederkehrende Informationen zur Verfügung gestellt werden. Dazu sollen auch Informationsveranstaltungen gehalten werden und insbesondere die Gruppe der Turnusärzt*innen angesprochen werden. Die Mitteilungen sollen für alle Mitglieder zugänglich sein, nicht nur für privilegierte Personen aus dem Verwaltungsausschuss. Auch mit der Gestaltung einer eigenen Homepage für den Wiener Wohlfahrtsfonds sollen Informationen künftig gebündelt an einem Ort und verständlicher gestaltet werden. Auch Präsentationsvideos werden bereits zur Verfügung gestellt. Außerdem werden Mitglieder zeitnah über Sitzungsinhalte und relevante Neuigkeiten in einem Wohlfahrtsfonds-Newsletter informiert.

Ärzt*in für Wien: Ein Newsletter nach jeder Verwaltungsausschuss-Sitzung?

Lazansky: Ja, genau. Wir kommunizieren darin dann die Dinge, die von längerer Tragweite oder mit Neuigkeitswert sind, damit unsere Mitglieder immer auf dem neuesten Stand sind. Zum Beispiel haben wir kürzlich die Ersatzzeiten für Kinderbetreuung eingeführt und möchten sicherstellen, dass unsere Mitglieder sich dessen bewusst sind und davon profitieren können. Es ist uns wichtig, dass unsere Leistungen nicht nur möglich sind, sondern auch tatsächlich von unseren Mitgliedern in Anspruch genommen werden. Wir möchten vermeiden, dass Mitglieder stundenlang nach Informationen suchen oder in einem langwierigen E-Mail-Austausch mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern landen. Daher ist unser Ziel, die Zugänglichkeit zu verbessern und sicherzustellen, dass alle die benötigten Informationen einfach und schnell erhalten können.

Ärzt*in für Wien: Hört sich nach einer richtigen Kommunikationsstrategie an…

Lazansky: Ja, das ist etwas, das ich mir besonders vorgenommen habe – und diese auch am Laufen zu halten! Meine Erfahrung als normales Mitglied im Verwaltungsausschuss in den Vorperioden hat mich gelehrt, dass oft viele gute Ideen da waren, diese aber oft nicht weiterverfolgt wurden und sich manches dann verlaufen hat. Ein Beschluss kann noch so toll sein, er muss auch mit Leben befüllt sein. Und genau das will ich auch mit dieser Kommunikationsstrategie erreichen.

Der Wohlfahrtsfonds in Zahlen im Jahr 2023